Urkunden, sei es Verleihungs-, Entlassungs-, Ernennungs-, Bestallungs- oder Patenturkunden von Reichs- oder Bundesbeamten, um nur einige zu nennen, sind in der Regel immer Hoheitliche Dokumente, da Sie das Reichs- beziehungsweise das Bundessiegel tragen. Vor der Weimarer Republik, waren die Urkunden von den einzelnen Bundesfürsten für ihren Bereich oder vom Kaiser unterzeichnet.
Der Kopfzeilentext lautete immer:

Wir Wilhelm von Gottes Gnaden etc.,

oder von dem Namen des betreffenden Bundesfürsten.
Dies änderte sich in:

Im Namen des Reichs.

Reichsbeamte und Bundesbeamte wurden und werden im Namen des Staates befördert oder entlassen. Die Urkunden sind schlicht aber aussagekräftig. Eine besondere Variante sind die so genannten Übergangszeiten. Es gab Reichsbeamte die ihre Dienstzeit in der Weimarer Republik begonnen und in der Bundesrepublik Deutschland beendet haben. Hier zu zählen meist Reichspost-, Reichsbahn und Reichszollbeamte. Neben den eben genannten Urkunden, gab und gibt es eine Reihe spezieller Urkunden. Zum Beispiel Schmucktelegramme, Ehrenurkunden, Patente und so weiter. Die Dienstsiegel spielen hier eine entscheidende Rolle. Sie machen ein Dokument erst zur Urkunde und damit zum geschützten und amtlichen Dokument, deren Fälschung oder Veränderung unter Strafe steht. Es gibt das Große und kleine Dienstsiegel. Das Große Reichs- oder Bundessiegel zeigt den Adler ohne Umschrift, von einem Kranz umgeben; das kleine Reichs- oder Bundessiegel den Adler mit einer der siegelführenden Behörde bezeichnenden Umschrift. Das große Dienstsiegel führte oder führt der Reichs- / Bundespräsident, der Reichs- / Bundeskanzler, das Direktorium der Reichs / Bundesbank, Oberste Reichs- / Bundesgerichte verwenden das große Siegel zur Ausfertigung von Urteilen und Beschlüssen. Alle übrigen Reichs- / Bundesbehörden führen das kleine Siegel. Amtliche Schreiben welcher Art auch immer, die von einer Reichsbehörde kamen, wurden mit Siegelmarken versehen. Die Briefe wurden so gefaltet, dass sie gleichzeitig als Umschlag dienten. Näheres wird an Hand von Bildmaterial gezeigt.

GroßesBundessiegel
Das große Prägesiegel der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland im Detail.

Rolef1
Frühe Anstellungsurkunde mit kleinem Stempelsiegel für Fräulein Rolef aus dem Jahr 1926. Frau Rolef wurde eine besondere Ehre zu Teil, da die Urkunde vom Präsidenten der Oberpostdirektion persönlich und nicht im Auftrag unterzeichnet wurde. Besonders ist hier eins zu erwähnen, als Postgehilfin ist Fräulein Rolef weiblich, als Postbetriebassistenten männlich benannt.

Rolef2
Entlassungsurkunde mit kleinem Dienststempel für Frau Stamm geb. Rolef aus dem Jahr 1928. Frau Stamm hat auf Grund Ihrer Vermählung den Staatsdienst aufgegeben.

Watzka
Standart Glückwunschurkunde mit großem Prägesiegel aus dem Jahr 1927 für Herrn Watzka. Die Urkunden dieser Art wurden nicht persönlich unterschrieben, sondern mit einem eigens hierfür angefertigten Namensstempel versehen. Diese Namensstempel wurden auch von den Bundespräsidenten benutzt und zwar nur für die Urkunden der Arbeitsjubilare ab 1965. Die Namenstempel waren genauso zu handhaben wie die Stempelsiegel. Verschlossen und nur für den Dienstgebrauch.

Bodenstein1
Andere Variante einer Glückwunschurkunde mit großem Prägesiegel aus dem Jahr 1927 für Herrn Bodenstein. Die Unterschrift des Reichspräsidenten ist auch hier gestempelt.

Böttcher
Wie oben stehend aus dem Jahr 1933 für Herrn Böttcher.

Bodenstein2
Ruhestandsurkunde mit kleinem Stempelsiegel für Herrn Bodenstein aus dem Jahr 1931. Originalunterschrift des Präsidenten Eggers von der Oberpostdirektion Braunschweig.

Peußner
Ernennungsurkunde mit kleinem Stempelsiegel für Herrn Peußner aus dem Jahr 1934. Vom Postschaffner zum Oberpostschaffner.

Krause
Anstellungsurkunde mit kleinem Stempelsiegel für Herrn Krause aus dem Jahr 1927.

Haubold1
Anstellungsmitteilung in Form einer Urkunde mit kleinem Stempelsiegel für Herrn Haubold aus dem Jahr 1935. Obwohl das Schreiben aus dem Reichsbankdirektoriums stammt und eigentlich das große Siegel zusteht, ist es mit dem kleinen Siegel versehen, da das Schreiben vom Zentralbüro beurkundet wurde.

Haubold2
Anstellungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Haubold aus dem Jahr 1935. Herr Haubold ist nun Reichsbankdiätar.

Haubold3
Ernennungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Haubold aus dem Jahr 1936. Herr Haubold ist nun Reichsbankinspektor.

Haubold4
Ehrenurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Haubold aus dem Jahr 1959. Herr Haubold hat nach dem Krieg kurz bei einer Landeszentralbank gedient und wurde im Laufe der Zeit bei der Bundesbank verbeamtet. Daher dankt die Bundesbank für die gesamten letzten 25 Jahre Dienstzeit, obwohl die Bundesbank zu diesem Zeitpunkt noch keine 25 Jahre existiert hat. Da die Bundesrepublik Deutschland die Verantwortung von gewesenem übernommen hat, tritt Sie an die Stelle von ehemaligen Reichsbehörden. Originalunterschrift des Präsidenten der Deutschen Bundesbank.

Haubold5
Ernennungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Haubold aus dem Jahr 1961. Originalunterschrift des Präsidenten der Deutschen Bundesbank. Herr Haubold ist nun Bankoberrat.

Haubold6
Ernennungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Haubold aus dem Jahr 1971. Originalunterschrift des Präsidenten der Deutschen Bundesbank. Herr Haubold ist nun Bundesbankdirektor und hat sein Enddienstgrad erreicht.

Borchardt0
Ernennungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Borchardt aus dem Jahr 1956. Diese Urkunde ist einer der ersten militärischen Urkunden. Das Amt Blank hat die Bundeswehr geschaffen und die ersten 100 freiwilligen Soldaten wurden unter Anteilnahme des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer vereidigt. Originalunterschrift des Ministers für Verteidigung Blank.

Borchardt1
Verleihungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Borchardt aus dem Jahr 1956. Der ehemalige Wehrmachts Oberleutnant d.R. mit gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann, wird als Berufssoldat in die Bundeswehr übernommen. Bei Übernahme von ehemaligen Wehrmachtssoldaten in die Bundeswehr, sind die Soldaten mit dem nächsthöheren Dienstgrad eingestellt worden. Originalunterschrift des Ministers für Verteidigung Blank.

Borchardt2
Ernennungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Borchardt aus dem Jahr 1960. Herr Borchardt ist nun Major. Orginalunterschrift des Bundespräsidenten Lübbke und mit Originalgegenzeichnung des Ministers Strauß. Eine größere Ehre kann man in Urkundenform nicht bekommen.

Borchardt3
Ernennungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Borchardt aus dem Jahr 1966. Wenn der Bundespräsident erkrankt oder verhindert ist, und so die Amtsgeschäfte nicht ausüben kann, vertritt Ihn der Präsident des Bundesrates. So in diesem Fall. Originalunterschrift des Präsidenten des Bundesrates.

Borchardt4
Ernennungsurkunde mit großem Prägesiegel für Herrn Borchardt aus dem Jahr 1974. Herr Borchardt ist nun Oberst und hat sein Enddienstgrad erreicht. Originalunterschrift des Ministers der Verteidigung

Konsul
Bestallung mit großem Prägesiegel zum Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland. Diese Urkunden werden grundsätzlich von Hand geschrieben, und sind die höchste Stufe der Höflichkeitsform gegenüber dem Ausland.

Friedrichs1
Ernennungsurkunde mit kleinem Stempelsiegel für Herrn Friedrichs aus dem Jahr 1951. Das Siegel hat noch keinen Bundesadler, da der Erlass erst später kam. Übergangsurkunde

Friedrichs2
Ernennungsurkunde mit kleinem Stempelsiegel für Herrn Friedrichs aus dem Jahr 1951. Nun ist auch das Dienstsiegel mit dem Bundesadler versehen.

p4
Patenturkunde mit kleinem Papiersiegel aus der Kaiserzeit. Typisch für diese Urkunden ist die besondere Verbindung der einzelnen Seiten mit einem Band in den Reichsfarben Rot-Weiß-Schwarz-Weiß-Rot. Das ersparte das einzelne Siegeln der Seiten. Diese Urkunde ist mit einer der schönsten aus der Zeit.

p3
Patenturkunde mit kleinem Papiersiegel aus dem Jahr 1927. Band in den Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold !!!

p2
Patenturkunde mit kleinem Papiersiegel aus dem Jahr 1933. Das Band in den Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot !!!

p1
Patenturkunde mit kleinem Papiersiegel aus dem Jahr 1950. Das Band in den Bundesfarben Schwarz-Rot-Gold. Man sieht an den vier Patenturkunden aus drei Regiergungsformen, dass sich das Design kaum verändert hat.

Umschlag
Urkundenumschlag aus der Bundesrepublikanischen Zeit. Er diente zum Schutz der Urkunde vor Verunreinigungen und Beschädigungen. Es gab auch Urkunden Mappen in den sämtliche Urkunden einer Dienstzeit und Laufbahn gesammelt werden konnten ohne abgeheftet werden zu müssen.

Baumgarten
Adlerform auf der Ehrenurkunde der Reichsjugendwettkämpfen aus dem Jahr 1925.

Siegel
Verschiedene Siegelmarken aus der Weimarer Republik von Reichsbehörden. Sie dienten zum verschließen von amtlichen Schreiben. Die häufigste Siegelmarke dürfte die der Reichsfinanzverwaltung gewesen sein, da hier Steuerforderungen und Steuerbescheide dem Bürger ins Haus kamen.

Brief
Beispiel für die Verwendung einer Siegelmarke. Der Brief war Brief und Umschlag zugleich. Hier ist der Brief aufgeklappt. Man kann an Hand der Verfärbung im oberen Bereich erkennen, wo die Siegelmarke angebracht war.

Brief3
Hier der Brief in geschlossenem Zustand. Deutlich sind die übereinander liegenden Briefkanten zu erkennen die mit der Siegelmarke zusammen gehalten wurden.

Brief2
Innenansicht des amtlichen Schreibens.


Es folgen nun einige Schmucktelegramme von der Deutschen Reichspost und von der Deutschen Bundespost. Jeweils die Vorder- und Rückseite. Interessant ist hier die künstlerische Gestaltung des Reich- beziehungsweise des Bundesadlers. Schmucktelegramme sind natürlich keine Urkunden, aber zum Teil wohl mit dem Reichs- oder Bundesadler versehen. Somit haben sie, da sie von einer Reichsbehörde stammen, einen hoheitlichen Charakter.

Tele1
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1929

Tele2
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1929

Tele3
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1928

Tele4
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1928

Tele5
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1929

Tele6
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1929

Tele7
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1929

Tele8
Schmucktelegramm der Deutschen Reichspost 1929

Tele9
Schmucktelegramm der Deutschen Bundespost 1951

Tele10
Schmucktelegramm der Deutschen Bundespost 1951
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